Mit Entsetzen haben wir von der Veröffentlichung einer Anzeige mit rassistischem und menschenverachtendem Inhalt im Amtsblatt der Großen Kreisstadt Sebnitz am 17. April 2025 erfahren. Verantwortlich für die Herausgabe ist die Linus Wittich Medien KG mit Sitz in Herzberg, die auch sämtliche Amtsblätter in unserem Landkreis publiziert.
Die Tatsache, dass eine solche Anzeige redaktionelle Prozesse durchlaufen und in einem offiziellen Publikationsorgan erscheinen konnte, hat bei uns großes Unverständnis und Misstrauen ausgelöst. Als Kreisvorstand hatten wir unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls einen Fragenkatalog an den Verlag vorbereitet, um Hintergründe und Konsequenzen zu klären.
In der Zwischenzeit hat sich der Verlag öffentlich geäußert – unter anderem durch eine Stellungnahme von Herrn Andreas Barschtipan, Geschäftsführer der Linus Wittich Medien KG. Einige der von uns formulierten Fragen wurden in der Presse bereits aufgegriffen und zumindest teilweise beantwortet. Wir nehmen dies positiv zur Kenntnis und sehen darin einen ersten Schritt zur Wiederherstellung des beschädigten Vertrauens.
Trotzdem bleiben für uns Zweifel bestehen – insbesondere hinsichtlich der Einordnung des Vorfalls durch den Verlag. So wurde in den Medien dargelegt, dass die Anzeige nicht druckfertig angeliefert wurde und deshalb durch einen Mitarbeiter des Verlags gesetzt werden musste. Diese Tatsache wurde vom Geschäftsführer als Begründung für eine fristlose Kündigung des Mitarbeiters genannt.
Für uns wirft dies grundsätzliche Fragen zur Verantwortung und zur Qualitätssicherung im Anzeigengeschäft auf:
- Gilt ein unterschiedlicher Maßstab bei fertigen und unfertigen Anzeigen?
- Werden redaktionelle und ethische Mindeststandards auch dann durchgesetzt, wenn Inhalte nicht im Haus weiterbearbeitet werden müssen?
Wir hoffen, dass der Verlag diesen Interpretationsspielraum erkennt und weiter an einer transparenten und glaubwürdigen Aufarbeitung arbeitet. Das Vertrauen der Leserinnen, Auftraggeberinnen und Kommunen ist eine zentrale Grundlage für die Arbeit eines Amtsblattverlags – dieses Vertrauen wurde beschädigt und muss nun aktiv zurückgewonnen werden.
Unsere ursprünglichen Fragen betrafen unter anderem:
- Wie konnte es zu dieser Veröffentlichung kommen?
- Welche redaktionellen Prüfprozesse gibt es, und wie sollen sie künftig verbessert werden?
- Welche Konsequenzen zieht der Verlag personell und strukturell?
Einige dieser Fragen wurden bereits durch Presseberichte und Stellungnahmen angerissen oder teilweise beantwortet. Andere hingegen – wie die Bewertung redaktioneller Verantwortung bei intern gesetzten Anzeigen – sind aus unserer Sicht noch nicht ausreichend geklärt.
Als Kreisverband werden wir die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen und erwarten eine konsequente, öffentliche und glaubwürdige Aufarbeitung.